Mittwoch, 14. September 2011

Än bergige Itrag

Ein Donnergrollen durchbricht die Stille der Nacht (pulitzerpreisverdächtiger Einstieg ;-)), das Ausbleiben von grossen, auf unser Zelt trommelnden Regentropfen verwirrt uns einen kleinen Moment. Dann wird uns der Ursprung der nächtlichen Ruhestörung bewusst, es ist wieder ein Teil des Gletschers abgebrochen und in den See gekracht. Wir campieren am Ufer des "Berg Lakes" im Mount Robson Provincial Park. Die uns umgebende Naturkulisse ist atemberaubend, wir sehen von unserem Zelt aus drei Gletscher, die zum Anfassen nah scheinen, die Seen und Flussläufe in ihrem speziellen Blauton hellen die sonst karge Landschaft auf. Gekrönt wird unser Ausblick mit dem Mount Robson, dem höchsten und mächtigsten Berg in den kanadischen Rockies. An Wasserfällen und Bären vorbei sind wir die abwechslungsreichen 23km hin und zurück gewandert und waren uns am Schluss einig, trotz nächtlichen Minustemperaturen, war unser Aufenthalt am Mount Robson eines unserer bisherigen Highlights.


Die Provincial- und Nationalpärke grenzen dicht aneinander und wir verbringen viele Tage mit Wandern und dem Geniessen der faszinierenden Natur. Die berühmten Nationalpärke Banff und Jasper bieten uns unzählige Möglichkeiten und Optionen, immer wieder müssen wir "Mut zur Lücke" beweisen und Highlights auslassen. Der Icefield Parkway gilt als die schönste Strasse der Welt und darf den Titel unserer Ansicht nach zu Recht behalten...



Unsere Eindrücke von Kanada werden zusätzlich verschönert und bereichert durch all die netten, spontanen Leute, die wir treffen. Danke für Eure Gastfreundschaft, Heidi & Justin! Wir haben den Znacht sehr genossen! Thank you, Donna & Doug for nice evenings we spent together. Thanks Amber & Eric for the beautiful hike and the contact in Vancouver!





Wir hätten es bestimmt noch lange in den Rockies ausgehalten, doch ist unser Weg noch weit und sind unsere Ziele zahlreich. Im Moment sitzen wir gerade in einem gemütlichen Strassenkaffee in Vancouver Downtown. Die lebendige Metropole ist unser letzter Stopp auf dem kanadischen Festland, bevor wir nach Vancouver Island übersetzen.


Donnerstag, 1. September 2011




Die Vielseitigkeit Kanadas ist uns spätestens nach dem Besuch im Grassland National Park bewusst. In einem viertägigen Marathon haben wir die mehr als 2000 km bis ans Ende des Kanadischen Schilds zurückgelegt. Die endlosen Distanzen, der grenzlose Blick bis an den Horizont und geringe Bevölkerungsdichte sind uns erst jetzt richtig bewusst geworden!
Wir sind da angelangt, wo Sitting Bull und John Wayne vor hundert Jahren die Friedenspfeife geraucht haben. Der Nationalpark entführt uns in die noch wilde Prärie mit heissen Temperaturen, trockener Luft und wilden Tieren. Wir lauschen nachts dem Geheul der Kojoten und machen uns auf die Suche nach Bisons. Die über 250 Tiere sind im Park wieder angesiedelt worden und dank Stefans Adleraugen und den Tipps der Parkranger konnten wir sie von weitem über eine Hügelkette ziehen sehen. Rasch sind die Wanderschuhe moniert und der kleine Fluss überquert, schon lange nicht mehr bin ich so rasch gewandert ;-) Nachdem auch wir die Hochebene erreicht haben, trauen wir unseren Augen kaum, denn die Tiere grasen friedlich weit verteilt im Gelände. Sie bemerken uns und aus Sicherheitsgründen halten wir Abstand. Nicht einmal die Klapperschlange, die uns auf der Heimfahrt gefährlich anblitzt, kann unsere Stimmung heute noch trüben!


Es war richtig einige Tag stationär zu sein und nachts den Milchstrasse und Abermillionen von Sternen in der Dunkelheit zu betrachten.
Auf unserem weiteren Weg kreuzen wir die Cypress Hills, die höchste Erhebung zwischen Labrador und den Rocky Mountains. Endlich wieder einmal einige Berge, naja, es waren wohl eher Hügel. Etwa 300 Hobbyastronomen haben sich darauf versammelt, um sich gemeinsam die Nächte um die Ohren zu schlagen und durch ihre riesigen Teleskope die Nacht zu beobachten. Nachdem unsere Stirnlampen mit roter Folie abgeklebt worden sind, damit auch sicher kein Weisslicht die konzentrierten Augen der Astronomen stören könnte, wagen wir uns auf das Gelände. Von überall her tönen Stimmen, zwischendurch laute Ausrufe aufgrund spezieller Kometen, Meteoren, etc. die gesichtet wurden. Wir sprechen ein kanadisches Paar in der Dunkelheit an und schon sind wir mittendrin im Geschehen. Der Ehemann zeigt uns im Minutentakt Sternenkonstellationen, Galaxien, Super Novas und Jupiter mit 4 Monden. Spannend, was er alles weiss! Die Frau hingegen ist wohl  eher froh, jemanden gefunden zu  haben, mit dem sie über anders Dinge als der Nachthimmel plaudern kann.


Seit das Glarnerland zum Unesco Weltkulturerbe erklärt wurde, wissen wir, dass es nicht mehr allzu schwer sein kann diesen Titel zu bekommen. Schnell sind wir uns einig, die „Alberta Badlands“ haben diese Auszeichnung aber definitiv verdient. An keinem anderen Ort der Erde wurden so viele Dinos wieder an die Erdoberfläche befördert wie hier. Abgesehen von der wissenschaftlichen Bedeutung als Ausgrabungsstätte ist die Landschaft absolut einzigartig. Auf einem Hoodoo sitzend schlürfen wir ein Bier während die Sonne über der fast schon grotesk wirkenden Umgebung untergeht. 


Alle von Euch, die denken, man muss in Kanada fast 6000 km fahren um das erste Mal einen richtigen Berg zu sehen sollen jetzt die Hand heben. Wir hätten es auch nicht gedacht, aber erst bei der Anfahrt zum „Waterton Lakes NP“ zeichnen sich am Horizont zum ersten Mal die Umrisse eines Gebirges ab. Sehnsüchtig haben wir darauf gewartet die endlosen Nadelwälder, die tiefblauen Bergseen und die an der Bergflanke entlangspazierenden Bären zu sehen. Schon am ersten Tag im Vorgarten der Rockies erfüllen sich all unsere Wünsche ein erstes Mal und trösten darüber hinweg, dass ein Platz zum Campen am Wochenende nur schwer zu finden ist. Schöne Wanderungen, eine angenehm entspannte Atmosphäre und nette Leute überall, wo wir hinkommen machen Lust auf weitere Tage in der Bergwelt Kanadas.