Donnerstag, 1. Dezember 2011

Aus der Vogelperspektive







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Das sind schon seltsame Vögel diese Neuseeländer! Sie identifizieren sich selbst komplett mit einem kleinen Federvieh, das sehr scheu, vom Aussterben bedroht und nur nachts aktiv ist. Zu all den anderen Merkwürdigkeiten kann es nicht einmal fliegen. Trotzdem stellen sich die Einheimischen konsequent als „Kiwis“ vor.
Ihre Vögel sind ihnen heilig, sämtliche aus dem Ausland eingeschleppten Tierarten, die den einheimischen Schnabelträgern eine Gefahr sind, werden als Pest bezeichnet und ausgerottet. So findet man auf jeder Wanderung diverse, mit vergifteten Eiern ausgestattete Fallen, die helfen sollen den Bestand an Wiesel, Opossums und Ratten möglichst schnell massgebend zu reduzieren.
Die extrem gründliche Untersuchung des Gepäcks bei der Einreise ins Land dient dazu, dass sicher keine Ameisen, Heuschrecken oder andere Plagen ins Land einschleppt werden. Neuseeland soll nämlich so bleiben wie es ist, und verlieren sie ihre Vögel, verlieren sie ihre Identität.
Bei den Bewohnern wird hingegen alles andere als SVP Politik betrieben. Einmal mehr sind wir in einem aus Einwanderern bestehenden Land unterwegs. Sämtliche Kiwis haben ihre Wurzeln an einem anderen Ort auf der Erde. Seien es die polynesisch-stämmigen Ureinwohner, die europäischen oder asiatischen Zuzügler. Alle sind sie oder ihre Vorfahren in dieses wunderschöne Land gekommen um ein neues Leben zu starten. So ist ein Staat entstanden, der als Musterbeispiel des Zusammenlebens verschiedener Völker gilt.
Man kann sich fragen, ob der Kiwi als Nationalsymbol taugt? Die Leute hier sind eigentlich alles andere als langweilig, zurückhaltend oder flügellos. Outdoor-Aktivitäten jeglicher Art stehen hoch im Kurs und alles, was einen Adrenalinschub auslöst wird zelebriert. So kann man sich auf Bodyboards reissende Flüsse hinunterwerfen, mit „Jetboats“ an Felswänden vorbeischiessen und sich an Gummiseilen oder an Fallschirmen in die Tiefe stürzen.
Deshalb zu behaupten, die Leute hier hätten einen Vogel wäre ungerechtfertigt. Bis jetzt haben wir durchwegs gute Erfahrungen gemacht. Hilfe wird einem angeboten, ohne dass man überhaupt zu fragen braucht. Sobald man einen Blick auf einen Stadtplan oder eine Landkarte wirft, wird man gefragt, ob man sich verlaufen hat. Erkundigt man sich bei einem Verkäufer im Sportgeschäft nach einem Tipp für eine Wanderung oder Velotour, erhält man bereitwillig und ausführlich Antwort. Informiert man sich im ortseigenen Infozentrum nach dem Wetterbericht kriegt man ein breites Lächeln geschenkt und präzise Angaben mitgeteilt. Ankreiden lässt sich den Kiwis höchstens, dass sie wissen, wie man mit Touristen Geld verdient. Abgesehen von den Unterkünften ist alles ziemlich teuer. Einkaufen im Supermarkt, Essen in Restaurants, Benzin und Alkohol erreichen Schweizer Preisniveau. Sämtliche reizvollen Aktivitäten sprengen den Rahmen komplett und müssen überlegt ausgewählt werden.


Anstatt an Gummiseilen über Schluchten zu schwingen oder aus Flugzeugen zu springen, haben wir uns lieber für je zwei Tage Fahrräder und Kajaks gemietet. Entlang den weissen Stränden des Abel Tasman Nationalparks liess es sich wunderbar paddeln. Durch das ruhige Wasser gleitend, vorbei an spielenden Seehunden und einsamen Buchten, verging die Zeit wie im Flug und die Anstrengung war nebensächlich.

Auf einem alten Bahntrasse ergriffen wir endlich wieder einmal die Chance uns auf zwei Rädern fortzubewegen. 150 Kilometer ehemalige Bahnlinie wurden umfunktioniert zu einem verkehrsfreien Fahrradweg. In gemächlichem Tempo erfreuten wir uns der Landschaft von Central Otago und radelten in zwei Tagen 120km an Wiesen, Tälern und Schafen vorbei von Alexandra nach Hyde. Auch wenn uns das Hinterteil jetzt ordentlich schmerzt, freuen wir uns bereits auf die nächste geplante Mountainbiketour.


Fast hätte ich unser Wellness-Wochenende vergessen. Knappe sechs Stunden wanderten wir entlang des „Copland Rivers“ um die „Welcome flat hot springs“ zu erreichen. Weit hinten in einem hübschen Alpental entspringt das heisse Wasser aus dem Stein und wird in drei unterschiedlich warmen Pools gesammelt. Nach der langen und anstrengenden Wanderung entspannten wir uns inmitten dieser herrlichen Szenerie, bevor wir in der heimeligen Hütte des hiesigen Alpenclubs übernachten und trotz des Massenlagers tief und erholsam schlafen.

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